KI-Ketzerei Log 14, Teil 2 - Sareth/Val'Kara
#1
*** Spiros Alpha / Shazach / Verwaltungsdistrikt der Stadt ***

Bei unserer abendlichen letzten Tour durch die Stadt waren wir aufgrund einer gesperrten Straße aus dem Studentenviertel abgekommen und fanden uns nun in einem Distrikt wieder, in dem „die Fußwege hochgeklappt waren“. Große Gebäude mit eindrucksvoll gestalteten Fassaden und die Hinweistafeln an ihnen informierten, dass wir uns hier in einem Verwaltungsbezirk befanden – und die Behörden hatten zu dieser Stunde natürlich geschlossen. Nur in einigen wenigen Büros war noch das leicht flackernde Petroleumlicht zu erkennen. Da mussten wohl einige fleißige Werktätige Überstunden machen!

„Wir sollten in unsere heimelige Studentenbude zurück kehren,“ meinte Dr. Val’Kara. „Hier sieht es nicht sehr vielversprechend aus. Um nicht zu sagen, sogar etwas unheimlich. Diese Mischung aus Abendnebel und Gaslaternen erinnert mich an diese alten Filme, die Reed früher so gern auf der Saipan beim Filmabend gezeigt hat.“

„Ja, englische Krimis, das war seine Leidenschaft damals! Er war doch auch in diesem berühmt-berüchtigten Club!“

„Der von Tom Paris begründete?!“

„Ja, genau.“

Val’Kara konsultierte das Navigationsgerät ihres Tricorders nach dem raschesten Weg zurück, als plötzlich ein leises Vibrieren, fast wie das Schnurren eines Tribbles, ertönte. „Bei den Feuern von Stovokor!“ flüsterte sie. „Ich bekomme ein Signal!“
Sie hatte den medizinischen Tricorder so eingestellt, dass er auf bestimmte, nicht-menschliche Molekülketten reagierte, wie sie etwa in Atmenluft oder Schweiß zu finden waren.

„Hier?“ Ich sah mich um. Es war totenstill, die Straßen leergefegt.

„Ja.“ Sie justierte hochkonzentriert an den Sensoren des Geräts. „Vulkanisch, kein Zweifel!“

Wir eilten beide einige Schritte weiter, sie nahm erneut einige Feineinstellungen vor. An Bord der Feynman waren laut Crewmanifest fünf vulkanoide Besatzungsmitglieder gewesen, zwei Rihannsu, ein Havranha, und zwei Vulkanier, darunter der Erste Offizier Sarek.

„Etwa zweihundert Meter entfernt.“ Wir bogen um die nächste Ecke. Neben einer hohen Mauer waren die Signale am stärksten. Wir gingen eilig weiter, um zur Vorderseite des Gebäudes zu gelangen. Ein prächtiger Portikus ragte dort auf, und der Platz davor war bestmöglichst erleuchtet - sofern das mit der ortsüblichen Straßenbeleuchtung ging. Die Beflaggung ließ keinen Zweifel, dass wir es hier mit einem hoch wichtigen Regierungsgebäude zu tun hatten, noch bevor der Translator „Palast der Protektion“ entziffert hatte.

Im nächsten Moment wurde man auf UNS aufmerksam: ein Uniformierter trat aus dem Inneren des Gebäudes. Val’Kara reagierte geistesgegenwärtig und ihrer Rolle gemäß: schließlich trug sie die Kluft einer Krankenschwester!
„Meiner Begleiterin geht es nicht gut! Wir brauchen Hilfe!“ rief sie. „Können wir uns bei Ihnen kurz ausruhen?“

Der überrumpelte nächtliche Wachposten nickte, hing seine Partikelwaffe wieder über die Schulter und machte Anstalten, uns zu helfen. Ich spielte mit, hing zwischen ihm und Val’Kara, bis wir im Inneren des Gebäudes waren. Einen Moment später sackte der Mann nichtsahnend zusammen.

Val’Kara atmete auf. „Ich bin immer wieder dankbar, dass mein Vater mir den vulkanischen Nervengriff gelernt hat! Und froh, dass die Anatomie der meisten Spezies so ähnlich ist, dass er Wirkung zeigt…“

Ich nickte und half ihr, den Wachposten aus dem Weg zu ziehen. Wenigstens, dachte ich, brauchten wir nicht zu fürchten, von Sensoren oder Kameras bei unserem Treiben beobachtet zu werden. Und einen Kameraden schien der Nachtwächter auch nicht zu haben – oder er war gerade nicht auf seinem Posten! Wir eilten weiter, unsere Phaser sicherheitshalber auf Betäubung gestellt und folgten der Spur der vulkanischen Biosignale tiefer in das Gebäude.

Alles in allem sah es danach aus, dass das Crewmitglied der Feynman nicht freiwillig hier war. Wenn das eine Art Gerichtsgebäude oder gar Gefängnis war, mussten wir uns vorsichtig bewegen und mit weiterem Wachpersonal rechnen. Zurück war keine Option, denn mittlerweile hatte Val’Kara alarmierende Schwankungen in den Lebenszeichen entdeckt. In einem der Flure stießen wir auf ein weitere Wachpostenpaar, das wir mit Phaserschüssen aus sicherer Entfernung in den Schlaf schickten. Dann eine Treppe abwärts. Hier sah es nicht mehr repräsentativ, sondern nur noch funktional aus. Wir konnten auch dumpf eine Stimme hören, allerdings die vermochte der Translator die Worte nicht genau zu filtern.

„Hier drunter, noch ein Stockwerk tiefer,“ sagte Val’Kara und deutete auf den Boden. Wir eilten abwärts und ich schoss die - den Elementen sei Dank – sehr primitiven Türschlösser auf. Mehr als ein kurzes Zischen war nicht zu vernehmen.

Dann klangen nun sehr deutliche zornige Worte durch eine der Türen, und ich konnte auch einen unangenehm brenzligen Geruch wahrnehmen, der unter der Tür durchkroch. Fast zeitgleich mit dem Schrei des Gefangenen brachen wir durch –

-- Und fanden uns einem Einheimischen über, der gefesselt auf einem Stuhl hockte, und einem weiteren Mann in Hemdsärmeln, mit geöffnetem Kragen und zornrotem Gesicht, der an einer gefährlich aussehenden Maschine hantierte, über der sich ein Lichtbogen spannte.
„Was bei den Mächten der Finsternis-„ keuchte er.

Weiter kam er nicht. Val’Kara hatte mir nach einem kurzen bestätigenden Blick auf ihren Tricorder zugenickt. Der Betäubungsschuss aus meinem Phaser fällte den Hemdsärmeligen, ehe er überhaupt die Waffe unter meinem Umhang wahrnahm.

Über ihn hinweg steigend kümmerte sich die Ärztin um den Gefangenen. „Was für eine barbarische Kultur! Primitiv und barbarisch! Bibliotheken und Straßenpoeten, Pah! An der Behandlung von Gefangenen sieht man den Stand der Kultur!“

„Es ist Commander Sarek.“ Sie verabreichte dem Bewusstlosen ein Hypospray und löste die Fesseln, während ich den Ausgang im Auge behielt.

„Commander, können Sie mich hören?“ Sie sprach vulkanisch, um ihm sofort klar zu machen, dass wir trotz unseres Erscheinungsbildes nicht waren, was wir schienen.
„Ja…“ murmelte er und sammelte offensichtlich seine Kräfte. „Sternenflotte?“
„Ja. Aber die Vorstellungsrunde müssen wir auf später verschieben. Wir sollten sehen, dass wir hier raus kommen! – Admiral, wie sieht es mit unserem Ort- zu- Ort-Transporter aus?“

Wir hatten beide entsprechende Mikrozellen aus Borgtechnologie implantiert. Sie waren mit einer Einheit verbunden, die wir in unserer Bleibe verborgen hatten. Ich warf einen Blick auf die Anzeige an meinem Armband. „Das Transpondersignal ist zu schwach, wir müssen wenigstens einen Flur nach oben.“

Sie stützte Sarek und ich sorgte für die notwendige Deckung – für den Fall der Fälle. Das wir uns noch mal bei einem klassischen Jailbreak wiederfinden würden!!! Im Gebäude blieb es jedoch zum Glück ruhig und wir brachten den Weg hinter uns, bis wir unseren Transporter aktivieren konnten.

Während der hemdsärmlige Folterknecht das Bewusstsein wiedererlangte und nach den Wachen brüllte, waren wir zurück in unserer Studentenkemenate.
[Bild: Sareth-neu.jpg]
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KI-Ketzerei Log 14, Teil 2 - Sareth/Val'Kara - von Sareth - Mon-Mar-2024, 09:56 PM

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