KI-Ketzerei Log 6 - Sareth
#1
*** An Bord der ‘Blueberry Pirate’ ***

Wir waren seit einem Tag unterwegs. Richard versuchte seit gefühlt der gleichen Zeit, den antiken Replikator in unserem ‚Quartier – einem leeren Cargomodul – etwas Vernünftiges abzuringen. Allerdings war der Sprachinput defekt, was bedeutete, dass man sich durch das Menü eines nicht sonderlich intelligenten Bots hangeln musste. Das Gerät kam an den unmöglichsten Stellen immer in eine Schleife und fragte nach den selben Angaben.

„Es muss doch möglich sein, diesem Konstrukt wenigstens eine Kartoffelsuppe zu entlocken! Das ist eines der Basisrezepte seit Erfindung der Replikatortechnik!“ seufzte Richard und ließ sich entnervt auf einem der Container nieder.

„Vielleicht versuchen Sie es mit was Alkoholischem, da ist sicher eine Mange im Speicher,“ kommentierte Dr. Val’Kara bissig. Seit dem schlechten Start mit Captain Bennet im ‚Orion‘ hatten sich die Beziehungen keineswegs verbessert.

„Holen wir uns Rationspakete,“ kapitulierte ich und wandte mich in Richtung Tür.


*** Brücke ***

Schon von weitem hörten wir LaSalle, Reed und den Captain in einer lautstarken Auseinandersetzung aus dem kleinen Kommandomodul, was den Namen ‚Brücke‘ eigentlich kaum verdiente.

Das Problem schien unsere Reisegeschwindigkeit zu sein, denn Bennett blaffte gerade: „…warum wir mit Warp 4 unterwegs sind, Mr. Starfleet? Weil SIE auf einem alten Frachter eine illegale Tour machen wollten, anstatt mit einem V.I.P. Sternenflottenschiff zu reisen. Und ein Frachter die Handelskorridore benutzten muss. Und, wenn er keine lebensnotwendigen Güter transportiert, in diesen Handelskorridoren die Reisegeschwindigkeit von Warp 4 nicht überschreiten darf. Falls Sie die Regularien zum Subraumschutz kennen, Mr. Starfleet! Wenn Sie glauben, ich-„

„Nur die Ruhe,“ griff ich beschwichtigend ein. „Das bringt uns nicht weiter.“ Ich drückte auf eine entsprechende Schaltfläche über dem Ausgabefach der Rationspaket, klopfte dann zweimal, als nichts geschah. Dann, endlich, mit einem Rumpler, rutschte das Folienpäckchen in die Ausgabe. Richard hob bezeichnend die Augenbrauen und Val’Kara schnaubte hörbar.
„Haben Sie was zu meckern, Verehrteste?“ fragte Bennett und platzierte die Füße vor sich auf der Konsole.
„Wie steht es mit der Planung unseres Rendezvous?“ fragte ich, ehe sie etwas erwidern konnte.

„Na, wie ich gerade Mr. Starfleet klar machen wollte,“ Bennett nickte in Richtung von Chris Reed, „werden wir in zwei Tagen im Parnassus-Sektor ankommen. Während ich meinen Container an die Kunden liefere-„

„Was für ein Container?“ zischte LaSalle. „Wir hatten ausgemacht, dass Sie uns ohne Umwege zum Zielort bringen.“

„Ist doch kein Umweg. Aber wo ich schon mal in der Gegend bin, da dachte ich, kann ich etwas Profit machen.“

„…und die Maskierung, die ich Ihnen für die Relais-Checkins vermacht habe, für einen kleinen illegalen Deal nutzen?“

„Kommen Sie, LaSalle! Wir sind doch beide Geschäftsleute.“ Bennett breitete die Arme aus und grinste. „Ich will was, Sie und ihre Gang-„

„Wie bitte?!“

„….Sie und Ihre Leute woll’n was. Joint-Venture, nannte man das früher. Oder auch, eine Hand wäscht die andere. – Ah, wenn ich Sie so essen sehe, kriege ich auch Hunger!“ Er stand auf, trat gegen den Ausgabe-Automaten und nahm ohne weitere Umstände gleich zwei Rationen in Empfang, mit denen er sich wieder in seinen abgewetzten Captains‘ Chair fallen ließ. „Also, noch mal. Wenn wir den Rendezvouspunkt erreicht haben, klinke ich meine Merch aus. Während ich die Transaktion mache, können Sie gemütlich von der Brücke aus nach Ihrer USS Feynman scannen. Ist da drüben alles in Ordnung, beame ich Sie rüber. Dann warte ich auf Ihr Good to go und entschwinde. Ich habe nichts gehört, gesehen, und überhaupt.“

„Die Abmachung war, dass Sie in der Nähe bleiben, falls wir die Feynman nicht für die Evakuierung flott machen können,“ sagte ich.

„Ah ja, ich vergaß kurz. Klar, Mylady.“


*** Etwas später / wieder im Quartier ***

„Gefällt mir nicht, die Sache. Ich traue dem Kerl nicht,“ brummte Chris Reed und sah kurz von der intensiven Reinigung seines Phasergewehres auf. „Ich halte es auch für besser, wenn wir die Transporter der Feynman nutzen, anstatt mit zwei Shuttles zu landen.“

„Aber das würde bedeuten, dass wir jemanden an Bord lassen müssten. Außerhalb des MHN des Schiffes, das wir per Signal aktivieren können. Und wir wissen noch nicht, wo und wie wir die Crew der Feynman finden. Mit Shuttles sind wir auf jeden Fall manövrierfähiger und haben eine mobile Operationsbasis,“ entgegnete ich. „Die Tarnschirme haben Redundanzsysteme und eine Störung durch andere technische Geräte ist nicht zu erwarten.“

Ich stellte den mobilen Holoemitter in die Mitte unseres spartanischen Quartiers auf einen der Container und aktivierte ihn. Eine dreidimensionale Oberflächenkarte mit Siedlungen wurde sichtbar. „Das ist die Region, in der vermutlich die meisten der Rettungskapseln der Feynman niedergegangen sind. Die Daten sind allerdings an die hundert Jahre alt, wie im Grunde alle Informationen. Ich hoffe, dass sich die Veränderungen im Rahmen der Ellis-Rosmanov-Skala für die Entwicklung Nicht-technologischer Gesellschaften bewegen. Wir werden mit den Shuttles in diesem Areal hier landen – es sei denn, aus dem Orbit entdecken wir Gegenindikatoren. Und dann, zu Fuß bis in die nächsten Siedlungen, wo wir unsere Nachforschungen beginnen werden. Haben wir die ersten Crewmitglieder lokalisiert, nehmen wir den nächsten Schritt in Angriff.“
[Bild: Sareth-neu.jpg]
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KI-Ketzerei Log 6 - Sareth - von Sareth - Mon-Aug-2023, 07:59 PM

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