KI-Ketzerei Log 14 - Teil 1
#1
NRPG: ich hab ein Plothole entdeckt: warum peilen wir nicht einfach von der Feynman die Kommunikatoren an und beamen alle hoch??? Ich lasse mir was einfallen….

RPG:

*** Auf Spiros Alpha ***

Ich hatte mit Dr. Val’Kara eine Unterkunft im westlichen Distrikt der Stadt gefunden, im Universitätsviertel. Die große Zahl an jungen Leuten, kleine Theater und viele Restaurants und Bars schienen mir der richtige Ort, um an mögliche Informationen zu gelangen. Im Moment allerdings wollten wir uns kurz verschnaufen, da wir schon mehrere Stunden durch das Labyrinth von Straßen und Gassen gegangen, um nicht zu sagen, geirrt, waren.

Die Survivalguides und die Logik gleichermaßen schrieben vor, dass im Falle einer unvermeidlichen Notlandung auf höher entwickelten Planeten jeweils nur wenige Crewmitglieder in Kontakt mit den Einheimischen treten, um etwa für Nahrungsmittel zu sorgen. Das hieß, dass die Mehrzahl der Crew der Feynman vermutlich in Gruppen zu zwanzig bis dreißig Leuten sich irgendwo verborgen hielt. Bisher war uns aber noch nicht gelungen, die von ihnen ausgeschickten „Jäger und Sammler“, wie sie im Sternenflottenjargon hießen, ausfindig zu machen.

Val’Kara betrachtete mit äußerster Skepsis die große Petroleumleuchte, die an ihrer Zugkette von der Mitte des Zimmers – ein kleines Dachkämmerchen – hing. „Das wäre ein Alptraum für jeden Brandschutzmanager in der Föderation,“ murmelte sie.

„Nun, sehen wir es als gemütliches traditionelles Ambiente. Auf Quo’nos liebt man doch eigentlich auch eher offenes Licht, zumindest in den traditionellen Vierteln.“

„Ja, deshalb brennt es dort auch des Öfteren.“ Sie hatte den ausgeblichenen Vorhang zur Seite gezogen, der das Waschbecken verbarg und brummte: „Und ich möchte auch nicht wissen, was für Keime sich in diesen Installationen verbergen. Aber dagegen haben wir zum Glück umfangreiche Vorsorge.“ Auf dem Tisch stand – in einer Ledertasche getarnt – das Sternenflotten-Medkit mit allen üblichen Hypos und Desinfektionstabletten.

Ich hatte mich auf einem der beiden schmalen Betten ausgestreckt und studierte den Stadtplan auf meinem Padd. Von der Straße klang eine sonore, markante Stimme, die offenbar ein Gedicht deklamierte. Ein kunstsinniges Volk waren die Bewohner von Spiros Alpha auf jeden Fall. Das hatte laut der Historiker damals auch entscheidend mitgewirkt, dass sie sich gegen jegliche Künstliche Intelligenz ausgesprochen hatten…

Mein Kommunikator zirpte dezent und ich aktivierte das Gerät. Es meldete sich Captain Reed. + Ich habe eines der Shuttle gefunden, oder zumindest, die minimalen Überreste, + berichtete er. + Ich gebe die Koordinaten durch, etwas nördlich der Höhle, die wir gestern überprüft haben. Es ist gemäß Regularien gezielt zerstört worden. Die submolekularen Fragmente sind nur mit der heutigen Technologie noch messbar. Der Platz sieht mehr oder minder nach Blitzschlagschaden aus, für das unbedarfte Auge. +

„Damit wäre eine unserer Fragen geklärt. – Irgendwelche Spuren der Besatzung, Captain?“

+ Bisher nichts, aber nach dem Regenguss gestern auch nicht weiter verwunderlich. Ich erweitere den Suchradius Richtung Berge. +

„In Ordnung.“

+ Melde mich wieder in einer Stunde, Reed over and out. +

„Kurz und knackig wie immer, kommentierte Val’Kara und setzte sich, nicht ohne einen neuerlichen prüfenden Blick zur Petroleumlampe. „Wenn wir nur die Kommunikatoren anpeilen könnten!“

„Da war nichts zu machen, die Reparaturen der Feinabstimmung der Sensoren ist ohne Fachleute und die Computer einer Raumstation nicht zu leisten.“

„Ja, ich weiß, also weiterhin Schnitzeljagd.“

„Ich hoffe auch, dass WIR vielleicht von einem Crewmitglied der Feynman entdeckt werden…“ Ich hatte ein weiteres Areal des Stadtplans für den nächsten Suchgang markiert und stand auf. Ein Blick aus dem kleinen Fenster zeigte mir, dass sich unten um den Straßenpoeten schon eine ganze Menge Zuhörer versammelt hatte. Seine Darbietung schien wirklich gut zu sein. Ich öffnete das Fenster und dank unseres Translators konnte ich ihn nun auch verstehen.

Das Gedicht handelt von einem Jungen, der wohl in eine Art Parallelwelt geraten war, in der die „Schrecken der KI“ herrschten:
„…niemand sprach mehr mit dem anderen, alle starrten auf ihre kleinen Bildschirme und schrieben nur noch. Also hatten sie das Sprechen verlernt. Sie sahen einander auch nicht mehr. Alle starrten auf ihre kleinen Bildschirme. Sie waren eins geworden mit der kalten Maschine, sie hatten alle ihre Seelen verloren. Sie konnten nicht mehr weinen und nicht mehr lachen….“

Dr. Val’Kara hatte sich zu mir gesellt. „Was für ein Horrorszenario. Aber ich gebe zu, es gibt Welten, in denen es zu massiver Abhängigkeit von digitalen Medien und KI gekommen ist, bei denen einfach jegliche Steuerelemente gefehlt haben.“

„Das schlimmste Beispiel sind die Borg. Laut einiger Historiker haben sie sich vor über 10.000 Jahren aus einer ganz normalen Gesellschaft entwickelt.“

„Es reichen einfach manchmal Kleinigkeiten, dass eine Gesellschaft die falsche Abzweigung nimmt. Und Isolation, wie hier, ist sicher nicht die richtige.“

„Vielleicht ist das jetzt ja auch eine Gelegenheit, Veränderungen anzustoßen, in die richtige Richtung…“ Ich griff nach einem Rationsriegel. „Wir sollten uns gleich auf den Weg machen, um noch eine Runde zu schaffen.“

(Teil 2 am Wochenende)
[Bild: Sareth-neu.jpg]
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