KI-Ketzerei Log 4 - Sareth
#1
NRPG: Die Ereignisse aus "Picard" mit den Androiden etc. sind für dieses RPG NICHT RELEVANT

RPG

*** Gardasee / Richard von Rabensteins Domizil ***

"Ich halte diese Aktion für zu gefährlich," sagte Richard zum zweiten Mal, während er mit dem Weinglas in der Hand zum großen Panoramafenster trat, das den Blick auf den abendlichen See eröffnete. "Das scheint eine fanatische, rückwärtsgewandte Kultur zu sein, die Gerichtsurteile wegen ideologischer Diskrepanzen ausspricht und die Entfaltung des Geistes mit absurden Dogmen drangsaliert. Wir könnten alle auf dem Schafott landen, oder was auch immer das dortige Äquivalent der bevorzugten Hinrichtungsmethode ist."

"Aber wir können Van Rooyen und seine Crew nicht im Stich lassen," antwortete ich. "Es ist genug, dass das Oberkommando es tut und sich hinter Paragraphen verschanzt. Auch der Geheimdienst will sich nicht die Finger verbrennen. LaSalle hat alles ausgelotet."

"Also schreitet Admiral t'Khellian mit ihrem unerschrockenen Heldenteam zur Rettung!" Er lächelte. "Die Klingonen hätten vermutlich schon Opern über dich und deine Abenteuer gedichtet."

"Oh, das hätte mir noch gefehlt! Nicht, dass du etwas in der Richtung planst!"

"Nun, ich verabscheue Selbstlob. Und da ich an diesem Hazardspiel teilnehmen soll..."

"Du MUSST nicht, es ist lediglich eine Bitte. LaSalle, Reed und ich sind Offiziere, und Val'Kara ... nun, eine Topmedizinerin ohne viel Rücksichten, im Notfall. Wir brauchen einfach jemanden mit viel kulturellen Feingefühl. Schließlich haben sie den Bann der KI auf Grundlage des Protestes von Kulturschaffenden eingeführt. Schriftsteller, Videokünstler, Maler..."

"Ja, ich weiß. Ich kann diese Bedenken durchaus nachvollziehen. Nur was daraus geworden zu sein scheint, beunruhigt mich." Ein melodischer Klingelton unterbrach ihn. "Ah, unser Menü! Gleich wirst du sehen, dass frisch zubereitetes koreanisches Essen deliziöser ist als alles, was die Replikatoren zaubern..."

Wenig später saßen wir vor unseren Tellern. Zumindest ich mühte mich etwas mit den Stäbchen ab, aber köstlich war es. Nun, nicht replizierte Menüs würden sicher demnächst öfter auf der Speisekarte stehen!

"Gab es nicht in der frühen Föderation eine ähnliche Krise?" nahm Richard das Gespräch wieder auf, während er eine Teigtasche zum Soßenschälchen balancierte.

"Ja," Ich versuchte das gleiche Manöver; natürlich landete meine auf der Tischdecke. Kurz entschlossen griff ich mit den Fingern zu. "Damals band man die Verwendung von höherer KI an individuelle Manifestationen, was später die Entwicklung von MHNs ermöglichte, aber zum Beispiel nicht die anonyme Verwendung von Netzwerken. Die Rihannsu haben ähnliche Gesetze, schon aus Sicherheitsbewusstsein. Soweit ich erinnere, verbot Prätor Tovarik zu Beginn des 22. Jahrhunderts KI-Netzwerke, weil die Gefahr bestand, dass seine politischen Gegner sie manipulieren und das Reich destabilisieren könnten. Du siehst, wir hatten die gleichen Probleme wie die Leute auf Spiros Alpha."

"Nun, sie haben dort gleich einen Kahlschlag veranstaltet und die Entwicklung auf einem bestimmten Niveau eingefroren, was selten ein guter Ausgangspunkt ist. Fanatisierungsprozesse sind vorprogrammiert. Kulturelle Stagnation."

"Deshalb brauchen wir ja auch einen feinfühligen kulturellen Berater...."

Er lachte und hätte nun tatsächlich auch beinahe - aber nur beinahe - die kleine Reiskugel wieder fallen lassen. "Schon gut. Du hast mich überzeugt. Du weißt ja, dass ich dir nichts abschlagen kann. Also, wo genau sollen wir an Bord dieses ominösen Frachters gehen?"

„An der Tankstation im Orbit von Titan.“

„Dann nehmen wir am besten meine Yacht bis zur Carelius-Station, und von dort ein Taxi von Rollo Vegas Service. Da kann man auf Verschwiegenheit zählen…“ überlegte Richard. „Oder hältst du es für besser, wenn wir getrennt aufbrechen?“

„Du denkst ja schon wie ein echter Agent…“

„Ah, nein, das liest man doch immer in den alten Romanen! Oder vielleicht ist auch mein Kontakt zu euch Starfleet-Leuten schuld.“

„Wir müssen ja nicht gerade gemeinsam vor einer Presseabordnung an Bord schreiten,“ entschied ich. „Ich beame aus dem Oberkommando direkt an Bord. In zwei Tagen, würde ich sagen.“

….

*** Tankstelle / Titan ***

Der kleine Spacehub war tatsächlich kaum mehr als ein Lager für Deuterium und andere, konventionelle Treibstoffe, die im Nahverkehr im Sonnensystem noch genutzt wurden. In den Anfangsjahren der Raumfahrt hatten hier die Tiefenraummissionen noch
Flüssigen Wasserstoff getankt. Vieles auf der Station wirkte wie Relikte aus längst vergangenen Zeiten. Aus einer kleinen Werkstatt dröhnte irgendetwas Musikartiges und umgab den dicken bolianischen Meister mit einer einzigartigen Geräuschkulisse, während der er an einem defekten Schott arbeitete. Gleich nebenan lag eine Bar, in der unser Taxifahrer verschwand, um sich eine Runde Entspannung zu gönnen. Die Düfte, die uns aus der Tür entgegenwehten, sagten mir, dass da vermutlicher allerlei konsumiert wurde, was auf der Verbotsliste stand. Aber nun, ich war weder die Polizei, noch die Drogenfahndung. Wir hatten Wichtigeres zu tun, sagte ich mir.

In diesem Moment, wurde ich auf eine unverkennbare Stimme aufmerksam, die aus der Spelunke klang: „…das Einzige, was ich Ihnen sage, ist, dass Sie Ihre Gesundheit ruinieren, wenn Sie diesen Kram qualmen! Das ist meine Pflicht als Ärztin!“
Val’Kara. Eine männliche Stimme grummelte, und dann hörte ich einen anderen Bekannten: LaSalle.

„Scheint, dass unsere Mitreisenden hier auf uns warten,“ sagte ich zu Richard gewandt.

„Dann müssen wir uns in die Niederungen der menschlichen Laster herablassen,“ antwortete er amüsiert und öffnete mir die Tür.

Durch Schwaden von Rauch aus wasserpfeifenähnlichen Flakons erkannte ich an der Theke zunächst LaSalle, daneben Val’Kara in menschlicher Maske. Der beleibte, langhaarige Typ in Lederkluft neben ihr müsste unser Frachterkapitän sein….
[Bild: Sareth-neu.jpg]
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